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Das Poly-Blog von Helly & Jay

[Dientag, 25. November 2008]

Als ich kürzlich wieder mit meinem mittlerweile offiziell psychologisch bedoktortitelten Freund und Ex-Kommilitonen Thomas ein alkoholfreies Weizen zwitscherte, wurde mir auf einen Schlag klar, was ich schon immer wußte: Ich habe eine natürliche starke Gruppen-, aber eine nur schwach ausgeprägte Familiensolidarität. Partner fielen dabei irgendwo in die Mitte. „Gruppe“ bedeutet dabei aber keinesfalls „Kommune“, was ohnehin eher unter „Familie“ fiele, sondern professionelle Zweckgemeinschaften, die alles umfassen können vom gemeinsamen Musizieren über das Abseilen an Häuserfronten bis zum Herumrobben in der neuesten Camo-Kollektion.

Das hat einige Implikationen. Meine engsten Freundinnen und Freunde waren immer diejenigen, mit denen ich zusammenarbeitete und umgekehrt. Beziehungen funktionierten eher und besser, wenn meine Partnerin der gleichen professionellen Gruppe angehörte. Versuche von Partnerinnen, mein Leben zuungunsten einer Gruppe zu monopolisieren, verliefen in der Regel ebenso unerquicklich wie meine Versuche, Partnerinnen mittels Blitztraining in eine Gruppe einzubinden.

Klar, Polyamorie ist hier nicht automatisch eine Lösung. Aber eine starke Gruppensolidarität gehört sicherlich mit zu den Gründen, warum mir dieser Lebensentwurf persönlich natürlicher erscheint als andere.