schreibstube

Das Poly-Blog von Helly & Jay

[Donnerstag, 17. Januar 2008]

Für konservative deutschsprachige Publikationen scheint es die Regel oder Auflage zu geben, Polyamorie so gründlich wie möglich mit Polygamie zu verschränken. Katja Gelinskys  Ehe hoch zwei setzt diese Regel nicht nur konsequent um, sondern noch eins oben drauf: Ist der Assoziativ-Wert von Polygamie nicht übel genug, läßt sich mit dem Titel Ehe hoch zwei auch noch Bigamie mobilisieren — irgendwas wird schon negativ abfärben auf Polyamorie. Was und wer ist hier wohl „in wessen Wolle gefärbt“, um ein von Gelinsky verwendetes Idiom aufzugreifen? Hier die Statistik:

  • Titel und Untertitel: Polygamy/Bigamie
  • Bild/Untertitel 1: Polyamorie
  • Bild/Untertitel 2: Polygamie
  • Polyamorie: §§ 1, 2, 3, 7; Partnerschaftsverträge: §§ 5, 6
  • Polygamie: §§ 4, 8, 10, 11, 13, 14; Mehrehe: §§ 9, 12

Und so richtig unterirdisch matschig wird’s zum Schluß: „Verfechter von Polyamorie und Polygamie [...] begrüßen den Schuldspruch. Denn wenn Polygamisten vom alten Schlag wie Warren Jeffs erst hinter Schloss und Riegel sitzen, trüben sie auch nicht länger das postmoderne Bild von der schönen, heilen Welt harmonisch gelebter Multipartnerschaften.

Yuck. Da sind mir konservative Journalisten wie  Stanley Kurtz lieber: fokussierte, gut argumentierte und klar formulierte Artikel, die einen nicht von vorne anlächeln und von hinten in die Kniekehle treten.