schreibstube

Das Poly-Blog von Helly & Jay

[Samstag, 20. Oktober 2007]

Ein flaschenfreudiger Priester, 63, der Sex mit einem späteren Mordopfer hatte, Prostituierten £100 pro Stunde bezahlte “to walk around the chapel house naked” oder 15-jährige im Park nicht sexuell belästigte, sondern nur betrunken “staggering about and bumped into the girls” — harmlos. Kommt in jeder guten Kirche vor. Auch daß die ermordete polnische Studentin eine polyamore Beziehung mit einem schottischen Ehepaar hatte, ist nicht dramatisch mitteilungswürdig. Aber was Harrell in  “Wife defends husband’s relationship with murder victim” in The Scotsman über die Frau des Ehepaares, Anne, schreibt, rührt mich sehr.

Zwar mußte Ehemann Martin ihr zunächst versprechen, die Affaire zu beenden, doch dann bekam sie Zweifel. Im Internet stieß Anne dann auf das Konzept Polyamorie — worauf sie ihren Mann von dem Versprechen entband und sogar das kommende Weihnachtsfest zu dritt plante. Eifersucht, sagt sie, “is only something you feel when you are insecure”, und sie zweifle nicht an Martin. Als die Schwester der Ermordeten Martin dann verbot, zur Beerdigung zu kommen, fuhr sie selbst nach Polen anstelle ihres Mannes: “I cried for Martin. It was so wrong that he wasn’t there.” (Kommen mir schon wieder selbst die Tränen?)

Ein ausführliches Interview mit Anne gab’s mal auf  thisislondon, und die zitierten priesterlichen Steckenpferde finden sich im  Scotsman.