[Mittwoch, 31. Oktober 2007]
Während ich selbst sichtbar, hörbar und lesbar Polyamorie propagiere
und dabei erreichbar und ansprechbar für alle bin, ist das unter polyamor Lebenden
eher selten. Das gilt auch für mein
engstes Umfeld: Helly rückt nicht gern ins Rampenlicht, weil sie Angst hat,
Freunde zu verlieren, und Jacques
schirmt sein Privatleben mit Rücksicht auf seinen Job so gut wie möglich ab.
Auch wenn Deutschland und Frankreich nicht Kansas oder Louisiana sind (thank goodness!),
gibt es auch auf diesem Kontinent zahlreiche Gründe, mit diesem Lebensentwurf nicht
öffentlich erwischt werden zu wollen.
Hier lauert das dritte Problem, warum sich kein filmreifer Poly-Haushalt finden
will. Viele ziehen aus den oben genannten Gründen gar nicht erst zusammen, und wenn
sie es doch tun, dann nicht offiziell als „Lebensgemeinschaft“, sondern
eher als WG. Das klingt vertraut, das klingt bekannt. Das bringt die vermietende
Zunft nicht in Gewissensnöte, und auch nicht die Nachbarn — von denen
niemand morgens aus dem Haus treten und am Blättchenspender erfahren möchte, daß
die netten jungen Leute in der dritten Etage einem satanischen Sexkult angehören,
irgendwas mit Polynomen. Falls sie’s nicht schon vom Vorabend aus dem Fernsehen wissen,
von dieser komischen Kultursendung, die immer nach Dork’s Talkshow kommt.