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Die Poly-Fibel von Helly & Jay

Ob Polygamie — als Polyandrie mit mehreren Männern oder Polygynie mit mehreren Frauen — wirklich so viel „böser“ ist und so viel weniger geeignet für ein gleichberechtigtes Miteinander der Geschlechter als die „gute“ Monogamie, deren historische Verdienste um die Förderung der Gleichberechtigung auch nicht gerade nobelpreisverdächtig sind, das müßte erst erörtert werden.

Aber nein, Polyamorie ist keine Polygamie, weder formal noch inhaltlich. Die Verteilung der Geschlechter in einer polyamoren Beziehung kann jede beliebige Symmetrie oder Asymmetrie annehmen und dabei heterosexuelle, homosexuelle, bisexuelle oder transsexuelle Partner und Bindungen umfassen.

In einer polyamoren Beziehung sind alle Partner gleichberechtigt, unabhängig von der sexuellen Ausrichtung oder dem biologischen Geschlecht. Insbesondere geht es nicht darum, Menschen des jeweils anderen Geschlechts als Aktivposten soziokultureller Währung zu akkumulieren — Polygamie, Monogamie, das gibt sich bei dieser Art von Weltbild oft nicht viel — sondern darum, Liebe und Lebensweg mit mehreren Partnern zu teilen.