Gerade dem modernen Individualitätskult westlich geprägter
Kulturen liegt es gewöhnlich fern, Unersetzbarkeit und Einzigartigkeit
als etwas zu verstehen, das generell bloß einen Menschen
auf der Welt betrifft — nur bei der Partnerliebe,
da wird diese Vorstellung unerwartet zum Naturgesetz. Hier muß auf das
Mühsamste gelernt werden, daß auch andere Menschen zusätzlich zu
„diesem einen“ als einzigartig und unersetzbar empfunden werden
dürfen, obwohl dies in fast allen anderen Zusammenhängen
selbstverständlich ist, was nicht nur Eltern mit vielen Kindern
wissen.
Für die Polyamorie gilt das, was überall im Leben gilt bei
Menschen, die sich nahestehen: Für alle Beteiligten in
einer polyamoren Beziehung ist und bleibt jeder einzelne Partner
einzigartig und unersetzbar. Sollte jemand beginnen,
sich ersetzbar zu fühlen, liegt dies nicht am polyamoren Prinzip,
sondern an mangelnder Aufmerksamkeit oder anderen Versäumnissen,
die der Abhilfe bedürfen.