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Die Poly-Fibel von Helly & Jay

Bestimmte Lehnwörter aus klassischen Sprachen mit der Endung auf -ie verlieren diese Endung für die Bildung des dazugehörigen Adjektivs. (Eigentlich bekommen sie statt dessen ein sogenanntes Nullmorphem, aber das ist eher akademisch).

Neben Wörtern wie Peripherie <> peripher finden sich gebräuchliche Beispiele gerade in thematisch nahestehenden Wortfeldern: Polygamie <> polygam; Monogamie <> monogam; Androgynie <> androgyn. Die Adjektivbildung polyamourös in falscher Analogie zum englischen polyamorous ist weder grammatisch vorbildlich noch glücklich.

Denn neben Wortwurzel und Wortfeld haben Amor und amourös nicht viel gemein: Das eine ist ein lateinisches Lehnwort und kommt von amor/amare, das andere ein lateinisch-französisches Lehnwort und kommt von amoureux, und assoziativ stehen die beiden Wörter im Deutschen etwa zueinander wie Liebe und Liebelei. Das Erklärungsvolumen für Polyamorie ist schon groß genug — und auf die Signale, die vom Gebrauch eines Wortes wie polyamourös ausgehen, läßt sich gut und gern verzichten.