schreibstube

Das Poly-Blog von Helly & Jay

[Freitag, 23. November 2007]

Zu meiner vorgestrigen  Einschätzung zum Thema Polyamorie-Bewegung würde ich hinzufügen wollen, daß selbst dieses bislang einzige gemeinsame Interesse, Polyamorie, oft nicht wirklich „zentral” erscheint. Ein nicht unerheblicher Teil der „Bewegung“ setzt sich zusammen aus thematisch verwandten, aber prinzipiell anderen Lebensentwürfen: Swingen, Offene Beziehungen, unbeabsichtigte Beziehungsmehrecke, die nach dem Motto „aus der Not zur Tugend“ in Quasi-Poly münden, und selbst das dann oft nur temporär — und irgendwo dazwischen ein Häuflein verstreuter passionierter Polys, die voll damit beschäftigt sind, ihre romantischen Mehrfachbeziehungen zusammenzuhalten und zu -bringen.

Nicht, daß diese lebensentwurfspluralistische Kommunikation mit vielen netten Leuten keinen Spaß machte — tut sie! Ist toll! Aber wenn’s dann irgendwann einmal ans Eingemachte geht und ums Durchfechten spezifisch polyamorer Interessen wie etwa Mehrfach-Partnerschaftsverträge und ein dazugehöriges familienrechtliches Gerüst mit Regelungen zu Unterhalt und Kinderrecht, Steuerstatus und Trennungsregeln und was nicht alles mehr — dann würde ich mich unter möglichst vielen fokussiert Gleichgesinnten auf festeren Füßen fühlen als selbst in der besten und tollsten Gruppe, wo die nettesten Leute mit den interessantesten Lebensentwürfen sich zusammenwürfeln.