schreibstube

Das Poly-Blog von Helly & Jay

[Freitag, 28. März 2008]

In einer Arbeit über Eifersucht, die ich eine lose Anekdotensammlung nennen würde, fand ich die Behauptung, daß einer „repräsentativen Umfrage“ zufolge — die Quellenangabe verwies auf eine verstorbene Westzeit-Seite vom WDR 2 — „77 % der deutschen Frauen und 80 % der deutschen Männer das Gefühl von Eifersucht bei sich selbst“ kennen. Abzüglich der  Kinder unter 15 bedeutete dies 14 bis 17.5 Millionen eifersuchtsfreie Deutsche und die statistische Chance, naiv gerechnet ohne Schnickschnack oder Gauß’sche Verteilungen, bei jedem vierten oder fünften Partner das eifersuchtslose Los zu ziehen!

Für alle, die sich flüchtig mit der Kunst befaßten, empirische Studien zu  konzipieren und zu  interpretieren, sind solch unsinnige Ergebnisse nicht rätselhaft. Eine Umfrage ist nicht repräsentativ, weil eine Anzahl von Leuten befragt wurde. Antworten sind statistisch wertlos, wenn die Fragen nicht sauber konzipiert wurden, und hängen sogar kontextsensitiv von Themen ab, die vor der Befragung berührt wurden! Leute belügen sich und andere. Wenn über 90 % aller befragten Männer sich in Bett und Auto als „überdurchschnittlich gut“ einschätzen, ist das zwar repräsentativ — aber nicht im Sinne der Frage, LOL! Und journalistische Aufbereitungen wie „Forscher halten“, „neue Studien zeigen“, „Experimente ergaben“ oder „Wissenschaftler beweisen“ belegen stets nur eins: die Notwendigkeit, einen Blick auf diese Studien selbst zu werfen.