schreibstube

Das Poly-Blog von Helly & Jay

[Dienstag, 5. Februar 2008]

Nun wird ja die lebenslange Zweier-Ehe von Leuten, deren ethische Grundsätze vorgeblich von der Lektüre blutrünstiger Bücher aus Bronze- und Eisenzeit inspiriert sind, immer noch als höchstes ethisches Gut propagiert. Das muß zum Glück niemanden mehr interessieren: seit 1789 begannen sich bürgerliche Eherechte durchzusetzen, und 2004 erkämpften sich das Recht zur Scheidung sogar die Chilenen. Ein Residuum davon im bürgerlichen Scheidungsrecht war, bis es vom Zerrüttungsprinzip abgelöst wurde, noch lange das sogenannte Schuldprinzip, dessen Name allein schon darüber informiert, woher der Wind weht und wonach er riecht.

Die Frage ist: wodurch wurde das Ketten zweier Menschen aneinander überhaupt zu einem ethisch hochwertigen Gut? Andere Grundsätze wären vielleicht nahegeliegender gewesen: wie zum Beispiel die Idee, Menschen nicht grausam zu foltern und lebendig zu verbrennen.

Dieser Frage möchte ich mit einigen Beiträgen nachgehen. Wie so oft ist aber eine differenziertere Fragestellung geboten, denn weder ist das Zweierprinzip noch das Lebenslangprinzip noch die Kombination beider Prinzipien in irgendeiner Form natürlich — oder auch nur, historisch gesehen, besonders stark verbreitet.