schreibstube

Das Poly-Blog von Helly & Jay

[Sonntag, 27. Januar 2008]

Gestern führte ich ein interessantes Gespräch mit einer Frau mit rüttelfreier Ehe hinsichtlich „Fremdgehen“ bislang, Kind, und seit 40 Jahren verheirateten Eltern. Unter Vertrauen verstanden wir erwartungsgemäß verschiedene Dinge: Während sie ihrem Mann vertraut, nicht fremdzugehen, vertraue ich meiner Partnerin, daß sie nichts tut, was mir oder unserer Beziehung Schmerz oder Schaden zufügt, wenn sie mit jemand anderem zusammen ist. Meine Gesprächspartnerin sagte, sie habe eine Art Urvertrauen in dieser Hinsicht, und ich sagte, das habe ich auch. Dann sagte sie, daß sie das von ihren (religiösen) Eltern „geerbt“ habe, die dieses Urvertrauen in sie hatten; zum Beispiel wenn ein 19jähriger sie mit 17 morgens nach Hause brachte, weil sie beim Videogucken auf dem Sofa eingeschlafen waren. Meine Mutter, fiel mir ein, hatte stets ein ebenso starkes Urvertrauen in mich: Daß ich generell nichts tue, was ihr oder uns als Familie Schmerz oder Schaden zufügt, was immer das auch ist.

Ein Unterschied liegt in der übertragenen Verantwortung: Bei ersterem besteht sie darin, sich regelkonform zu verhalten, bei letzterem, Entscheidungen für ein eigenes Regelwerk zu treffen. Vertrauen wird enttäuscht durch Regelbruch bei ersterem, durch Fehlentscheidungen bei letzterem. Freiheit geht in der Tat mit Verantwortung einher — und maximale Freiheit mit maximaler Verantwortung.