[Dienstag, 6. Mai 2008]
In einem
Polygramm zu Treue
sprach ich den tiefsitzenden Binärreflex an,
welcher für Monos das polyamore Prinzip oft völlig absurd erscheinen läßt.
Sicherlich wurde ein solches Denken von Anfang an begünstigt durch Mann/Frau,
Sonne/Mond und ähnlich mächtige vorfindliche Binärpaare. Aber mit der griechischen
Metaphysik, der Geburt der abendländischen Philosophie, wurden Binärpaare zum beherrschenden Prinzip.
Und nicht nur das: Jedes Binärpaar hat seine eingebaute Wertehierarchie, oft verdeckt doch
stets vorhanden, und das ist nicht vorfindlich und oft in anderen Kulturen anders.
Polyamorie verletzt in unseren Breitengraden nicht lediglich eine kulturelle
Regel (oder die evolvierten Regelgerüste organisierten Aberglaubens): Die polyamoren
Regeln und Parameter stören empfindlich jene Regeln und Parameter, mit denen „westliche“
Kulturen das an und für sich sinnfreie Universum konzeptuell bewohnbar machen.
Ein gewisser Fortschritt — zumindest würde ich es als Fortschritt bezeichnen —
sind „östliche“ Einflüsse hinsichtlich Komplementarität, Gleichgewicht,
Ausgleich oder Kreislauf. Aber auch diese haben ihre binären Kerne. Das Schaffen eines
tragfähigen und rigoros durchdachten ethischen Fundaments für ein nicht-binäres
partnerschaftliches Zusammenleben ohne offene oder versteckte Wertehierarchien ist nach wie vor
ein monumentales Unterfangen: Plato, Paulus, Descartes und die gesamte westliche Kultur sind
formidable Hürden.
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