klassenraum

Die Poly-Fibel von Helly & Jay

Hingabe heißt nicht Eigentum — und ist keine Rechtfertigung dafür, die Kontrolle über das Leben des Partners zu übernehmen. „Sich selbst genügende“ Beziehungen entwickeln oft bedenkliche gegenseitige Abhängigkeiten bis hin zu extremen Fällen schleichend eskalierender Isolation durch das Aufgeben von Freunden, Hobbys und Sozialkontakten.

Noch problematischer aber ist die gegenseitig abverlangte sexuelle und emotionale Ausschließlichkeit: Beide Partner stehen unter dem zweifachen Druck, alle Bedürfnisse des Partners vollständig erfüllen und alle unerfüllt bleibenden Bedürfnisse vollständig unterdrücken zu müssen.

Auch ohne Psychologiestudium leuchtet ein, daß das auf Dauer nicht gesund ist. Irgendwann bricht etwas ein: Die Lebensqualität oder die Beziehung. Oder beides: Wenn das gesunde soziale Netzwerk fehlt, um den harten Fall aus der Beziehung abzufedern. Polyamorie als ethische Non-Monogamie legt dagegen großen Wert auf das Knüpfen sozialer und emotionaler Netzwerke und auf eine hohe Eigenständigkeit der Partner. Polyamorie wirkt Isolation, Verdrängung und Verbitterung prinzipiell und strukturell entgegen.