Was genau ist an dem Wunsch nach mehreren Partnern eigensüchtig?
Vielleicht das Ansinnen, nicht gut gehütetes Eigentum
des Partners sein zu wollen — unabhängig davon, für wie wertvoll
dieses Eigentum erachtet wird? Oder das Bestreben, Leben, Liebe, Hab und Gut
mit mehreren Menschen zu teilen?
Polyamorie setzt im Grunde nur eine in vielen Kulturräumen hinreichend
oft gepredigte Maxime um: Je mehr wir geben, desto mehr wird uns gegeben.
Das gilt natürlich auch umgekehrt: Je „eigensüchtiger“ wir sind,
je mehr Liebe, Zuwendung, Nähe und Geborgenheit wir haben
möchten, desto mehr müssen wir anderen davon geben
— ein Prozeß, in dem gesunder und sehr menschlicher Egoismus automatisch
dafür sorgt, daß für alle immer mehr von allem da ist.