Wichtig ist, zu Partnern und zu potentiellen Partnern
absolut offen und ehrlich zu sein — alle anderen Menschen gehen
Lebensentwurf und Liebesleben im Grunde wenig an. Wie öffentlich Polyamorie
gelebt wird, hängt allein von individuellen oder gemeinschaftlichen
Entscheidungen ab.
Das ist nichts Ungewöhnliches. Viele behalten ihr homosexuelles oder
bisexuelles Beziehungsleben immer noch strikt für sich, und viele führen
nach außen hin eine Ehe, gehen aber längst ihre eigenen Wege und haben
neue Partner. Oder, wieviele Menschen tun kund, daß sie mit ihrem Partner
swingen? Oder wie oft sie in ihrer Beziehung Sex haben und welcher Art,
und welche Rolle der nette junge Mann dabei spielt, der ab und zu zum
Kaffee kommt?
Da Heteronormativität gern unreflektiert vorausgesetzt
wird, kommen ohnehin nicht allzu viele Fragen, und die Umschreibung
einer vielköpfigen häuslichen Lebensgemeinschaft als WG ist ja nicht einmal
gelogen. Und wenn's denn eben sein muß: Das Fürsichbehalten einer polyamoren
Beziehung ist wahrhaft ein Kinderspiel im Vergleich
zum anfallenden Lügen- und Geheimhaltungsvolumen durchschnittlicher Affairen.