Wenn es um ethische Polyamorie geht, ist dieser besondere
Lebensentwurf, praktiziert oder angestrebt, von Anfang an
klar ausgesprochen — in den allermeisten Fällen längst, bevor
es ans ernsthafte Verlieben geht.
Und bei unterschiedlichen Überzeugungen ist das Abverlangen von
Entscheidungen doch keine Einbahnstraße: So,
wie der eine den anderen für Polyamorie gewinnen möchte, möchte der andere
den einen für Monogamie gewinnen.
Entscheidungen müssen getroffen werden. Neu ist das beileibe nicht:
Selbst in modernen Kulturräumen müssen für Liebesbeziehungen aller
Art oft harte Entscheidungen getroffen werden,
kultureller oder religiöser Natur oder schlicht darüber, ob Kinder gewollt
sind und wenn ja, wer dafür die Karriere opfert. Als „eigensüchtig“
erachtet wird, wie unschwer zu erkennen ist, eine verhandelnde Partei meist
dann, wenn deren Ansinnen sich zum eigenen oder zum vorherrschenden
Lebensentwurf nicht kongruent verhält.