schreibstube

Das Poly-Blog von Helly & Jay

[Freitag, 18. Juli 2008]

Erhebungen sind nur so repräsentativ, wie die Konzeption der Fragen und die Sinnhaftigkeit der Auswertung es zuläßt. Unablässig werden wir bombardiert mit Nonsens zu Unterschieden in männlicher und weiblicher Eifersucht und Sexualverhalten im allgemeinen: Ein brillantes Beispiel ist die alte Mär, daß Frauen signifikant weniger Sexualpartner haben als Männer. Wie sich herausstellte, belegen diese Umfragen und Statistiken tatsächlich etwas ganz anderes: Nicht, daß Frauen im westlichen Kulturkreis weniger Sexualpartner haben als Männer, sondern daß sie offenbar systematisch dazu neigen,  über ihr Sexualleben zu lügen!

Die Anzahl der „zugegebenen“ Sexualpartner verdoppelt sich, sobald die befragten Frauen glauben, an einem Lügendetektor zu hängen. LOL! Damit schaffen sie locker den Anschluß an die Männer (deren Zahlen bei gleichen Testbedingungen nur minimal absinken). Die im Artikel vermuteten Gründe für das Verhalten der Frauen sind auch hochinteressant. Ärgerlich ist, daß die logische Unmöglichkeit dieser alten Mär schon lange bekannt war, auch wenn die Erklärungen bislang zu wünschen übrig ließen — ärgerlich deswegen, weil solche Zweifel so gut wie nie ihren Weg in die Medien finden, solange sich keine Schlagzeile daraus machen läßt. So steht das Tor, über Sex und Eifersucht hinaus, stets auch sperrangelweit offen für populistischen Geschlechterrollenstumpfsinn à la Mars-und-Venus über Mathebegabung, Militärbefähigung oder Managementqualitäten.