schreibstube

Das Poly-Blog von Helly & Jay

[Samstag, 1. Dezember 2007]

„Du sollst [...] !“ und „Du darfst [...] !“ sind beides das, was Werbesprechler powerful message nennen. Sicher mit ein Grund, warum Monogamie und Freie Liebe in westlichen Kulturen so populär sind oder zumindest zeitweise waren — unterm Strich allerdings sind Gebot und Verbot leider letztendlich populärer als Freiheit und Experiment, obwohl wir nicht mehr ständig lebensbedroht in Steppe oder Höhle leben. Eine powerful message für Polyamorie zu formulieren ist sicher schwieriger, aber nicht unmöglich. Doch zunächst: wäre Polyamorie, um ein aktuelles Mem zu strapazieren, eher Monogamie 2.0 oder Freie Liebe 2.0?

Für Monogamie 2.0 spräche das gemeinsame Befürworten vieler Inhalte (Treue, Verantwortung, Ehrlichkeit ...), für Freie Liebe 2.0 das gemeinsame Ablehnen vieler Inhalte (Besitzanspruch, Eifersucht, Kontrolle ...). Hm — vielleicht „Freie Monogamie 1.0“? *kicher*

Ich persönlich tendiere zu Monogamie 2.0, weil mich an Polyamorie viel stärker der Aspekt fasziniert, wirklich und praktisch mit geliebten Menschen ein langes und reichhaltiges gemeinsames Leben führen zu können, als der Aspekt der individuellen und sexuellen Freiheit. Das bedeutet für mich aber keineswegs, daß ich meinen Partnern ihre individuelle und sexuelle Freiheit nicht freudig zugestehe! Maximale Verantwortung schließt maximale Freiheit ein, nicht aus, und vice versa.