[Sonntag, 9. November 2008]
Zwar kündigte ich in meiner
Recherche
eine Dekonstruktion der Kritiken zu
Willkommen in der Nachbarschaft an, aber die Sachlage ist zu
komplex und zu asymmetrisch für einen Blindflug. Zumindest eine Folge sollte ich selbst gesehen haben.
Aber wenn Bayerns Familienministerin, Hör zu, Bild am Sonntag und das
Blatt für konservative Nachrichtendeformation Die Welt es einhellig entsetzlich
finden, werde ich mißtrauisch.
Befremdlich finde ich die Brandstifter!-Metapher — deren Hintergrund klar ist,
auch ohne die
Parabel
von Max Frisch bemühen zu müssen. Mal im Ernst: wie seriös ist es, einem Sender
faschistisch-völkermordende Tendenzen unterzujubeln ob einer Serie,
in der ausgesucht spießige Nachbarn mit ausgesucht subkulturellen Mietern
konfrontiert werden, dazu ganz ohne Blutbäder? Aber mit Party und Zusammenraufen,
was wiederum als „aufgesetztes Klischee“ verurteilt wird?
Apropos: Ständig ist davon die Rede,
daß das Format „Klischees“ kolportiert. Aber niemand zweifelt daran, daß
die Nachbarn und die Mieter echt sind. Echte, lebendige Menschen als „Klischees“?
Das schrabbelt, finde ich, an jener Grenze zum Rassismus entlang, die das Format angeblich
überschreitet.
Es steht zu vermuten, daß ich das Format, wenn ich eine Folge davon gesehen habe,
auch sehr schrecklich finden werde. Aber ich würde darauf wetten, daß es aus vollständig
anderen Gründen ist.
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