schreibstube

Das Poly-Blog von Helly & Jay

[Donnerstag, 25. Juni 2008]

Auf das Thema gay rights und gay marriage war ich bereits  hier und  hier eingegangen, und ich hatte auch schon die exzellente Replik von Jon W. Davidson in der LA Times mit dem Titel  An Alarmist Dodge erwähnt. Davidson führt ganz richtig aus, daß derselbe Alarm, der jetzt Tür und Tor für Inzest, Polygamie und Leguane geöffnet sieht, bereits ein Gassenhauer war, als der California Supreme Court das Heiratsverbot für „verschiedene Rassen“ für verfassungswidrig erklärte; und daß “slippery slope”-Argumente voraussetzen, daß es zwischen unterschiedlichen Sachverhalten keine Unterschiede gäbe.

Warum halte ich aber polyamore „Ehen“ für unsinnig oder überflüssig? Ehe definiert eine bestimmte Form von Partnerschaft, während Polyamorie typischerweise ein Übermaß an Formen hat. Dann, unsere Gesellschaft baut fundamental und strukturell auf der Zweier-Ehe auf, was, nebenbei, gleichgeschlechtliche Partnerschaften strukturell miteinschließt. Dies ist es, und nichts anderes, warum Ehegesetze existieren: Die konkrete gegenseitige Abhängigkeit von Beziehungsform und Gesellschaft macht Formalisierungen unumgänglich. Dies gilt mitnichten für Polyamorie; sie sollte gesetzlich (antidiskriminierenden) Schutz genießen und (individuell-)vertraglich absicherbar sein, bedarf aber, solange sie keine gesellschaftstragende Funktion ausübt, auch keiner Formalisierung im evolvierenden gesellschaftlichen Regelkorpus.