[Montag, 1. September 2008]
Ein Grund, warum Polyamorie wirklich etwas Neues ist und nicht bloß alter
Wein in neuen Schläuchen, liegt darin, daß selbst in „unseren“ Kulturen
die fundamentalen Bedingungen für diese Beziehungsart(en) bis vor kurzem überhaupt
nicht existierten. Die Gründe umfassen so elementare Voraussetzungen wie auf Liebe
aufbauende Lebenspartnerschaften, die
Entkopplung partnerschaftlicher und wirtschaftlicher und/oder politischer Interessen
oder die Entwicklung moderner Methoden zur Familienplanung bis hin zu so immensen
Veränderungen wie die gesellschaftliche und partnerschaftliche Gleichberechtigung
von Frauen und Männern und die Emanzipation alternativer sexueller Ausrichtungen wie
Homo- oder Bisexualität, fast alles wiederum Entwicklungen, die nur gedeihen konnten,
weil Liebe und konstitutive Ethik dem Würgegriff organisierten Aberglaubens partiell entrissen
werden konnten — eine unerhörte
Neuentwicklung nach jahrtausendelang gepflegter Orwellscher Indoktrination,
Überwachung und Bestrafung.
Eine Beziehungsform, in der mehr als zwei aufgeklärte, in romantischer Liebe
verbundene Menschen inmitten anderer Menschen multiple Partnerschaften führen und,
wenn gewünscht, zusammenleben können, ist
etwas, das nicht mal in den — historisch gesehen kürzlichen — wilden 60ern konzeptionell
denkbar gewesen wäre.
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