schreibstube

Das Poly-Blog von Helly & Jay

[Donnerstag, 27. März 2008]

„Ich selbst war ungläubig bis ...!“ gehört fest zum rhetorischen Quack- Arsenal, und da Aberglaube aller Art von Liebe und Sex magnetisch angezogen werden (ein Thema, mit dem ich mich noch  beschäftigen will), war es nur eine Frage der Zeit, bis „Ich selbst war polyamor bis ...!“ als Pseudoargument aufgefahren werden würde. Colette DeDonatos  An Open and Shut Marriage in der konservativen New York Times ist ein schönes Beispiel: “But, to be fair, I’ve given polyamory my best shot.”

Ihr erster „polyamorer“ “best shot” war ein promiskuitiver Freund, der Monogamie als „bourgeoises Konstrukt“ ablehnte. Der behauptete Grund für ihr Beenden der Beziehung ist ebenso idiotisch wie bequem: Als sie „enttäuscht“ feststellen mußte, „daß sein Bedürfnis nach anderen Frauen weniger seiner politischen Überzeugung als überstarkem Sexualtrieb und Mangel an Impulskontrolle“ entsprang! Der zweite “best shot” ereignete sich während ihrer Ehe im Rahmen eines absoluten Nicht-Ereignisses, das überquillt vor monogamen Modi Operandi von Paranoia bis Partnertherapie und eine Ehekrisen-Standardvariante als versuchte Polyamorie verkauft.

DeDonatos Artikel ist nicht nur bis zur Schmerzgrenze banal, sondern auch intelligenzbeleidigend unehrlich in dem Versuch, bekannte Problemzonen der Monogamie rhetorisch aufgehübscht als “Best Shots at Polyamory” wie Schlangenöl als Wundermittel für die Mono-Ehe zu verkaufen.