schreibstube

Das Poly-Blog von Helly & Jay

[Dienstag, 1. April 2008]

Ein interessantes Exemplar aus der neuen Strohmann-Kollektion zu Polyamorie ist Jordan Greens  When the sum is greater than two aus Yes! Weekly. Verdächtig schon der Titel, verdächtig auch das Bild der Frau, die die zentrale Rolle spielt: “She was beautiful, smart and full of energy that she applied to intellectual reasoning, activism, gardening, cooking and art”. In einer (noch) durchaus korrekt als non-monogam bezeichneten WG-Beziehung ließ Green schließlich sein Verhalten von Sozialhierarchien bestimmen und wertete eine zweite Partnerin darüber ab, die dann auch herausfiel. Das zu dieser Selbstanklage gehörige Schuldgefühl wird aber sogleich deflektiert: Nach einer „Glaubensreise“ erkannte er das Arrangement „rückblickend“ als eines aus „Bequemlichkeit“, weil eine “loyale Langzeitbeziehung” unerreichbar gewesen wäre — und daß alle emotionalen Probleme, „Eifersucht, Unsicherheit, Grausamkeit“, sich bloß verdoppelt hätten. Und „vage bedroht“ vom nicht-monogamen Leben der „anarchistischen Kreise“ in seiner Umgebung fühlt er sich nun auch.

Von einem „non-monogamen“ Freund lernt Green dann schließlich, daß die beste Form von Non-Monogamie diejenige sei ohne Sex, aber selbst diese schaffe Eifersucht nicht aus der Welt. Und schwupps! ist Non-Monogamie gewissensreinigend kastriert, und im Zuge dieser Neudefinition wird Polyamorie zur „mehr sexualisierten Praxis der Nicht-Monogamie“. Und ja, der Artikel ist so blödsinnig, wie es sich anhört.