[Sonntag, 18. Mai 2008]
Die Logik von Jenny Blocks Artikel
Open Relationships: What the World Already Has
in der Huffington Post ist so interessant, daß sie zwei
Presseschnipsel verdient. Die Diskrepanz zwischen der öffentlichen Überzeugung,
daß Monogamie die einzig „richtige“ (sprich: „ethische“)
Beziehungsform ist, und den Skandalbeben vom Tritt der Legionen von Leichen,
die aus Politiker- und Prominentenkellern im Tagestakt ins öffentliche Licht
marschieren (meine Wortwahl), ist möglicherweise nicht einfach irrational. Vielleicht, sagt Block,
ist nicht Monogamie, sondern die Illusion der Monogamie der entscheidende Wert,
der hier verteidigt wird — in einer Welt, in der Lügen & Betrügen an der
Tagesordnung ist, kann das sogenannte „Betrügen“ eines einzelnen
Partners in einer polyamoren Beziehung weder „abweichend“ noch
„unüblich“ sein.
Was in polyamoren Beziehungen tatsächlich „abweichend“ und „unüblich“
ist, ist etwas ganz anderes: Ehrlichkeit. Und in der Tat: Für diejenigen, die sich und
andere notorisch und ganz selbstverständlich belügen und betrügen, ist Ehrlichkeit
ein „furchterregender Vorschlag“. Und je stärker und scheinbar irrationaler
die Reaktion auf diese Ehrlichkeit ausfällt, desto klarer wird, daß sie nichts mit
Polyamorie zu tun hat, sondern alles mit der Illusion der Monogamie — und dem
fehlenden Mut zur Ehrlichkeit sich selbst, dem Partner und der Gesellschaft gegenüber.
Und genau dieser fehlende Mut ist es, den das Aufrechterhalten der Illusion kaschiert.
Letzte Einträge:
Letzte Kommentare: