schreibstube

Das Poly-Blog von Helly & Jay

[Dienstag, 24. Juni 2008]

Nach der positiven und auch mehrfach nett und positiv kommentierten  vorgestrigen Notiz zu einer Gruppenheirat in kalifornischen San Jose zur Abwechslung mal wieder etwas Deprimierendes: Laird Harrisons  Bericht in Salon.com über das Scheitern einer Gruppenbeziehung, ebenfalls vier Partner, ebenfalls mit Kindern.

Was diesen Bericht abhebt von anderen Berichten dieser Art ist das Fehlen jeglicher “been there, done that”-Plattitüden. Statt des gewohnten moralisierenden und blutdrucksteigernden Sermons mit ebenso müder wie durchsichtiger „Ich war selbst ...“-Rhetorik wie der von  Green oder  DeDonato, macht Harrison klar, daß nicht das Prinzip versagte, sondern die Menschen, die beteiligt waren — oder anders und vielleicht besser formuliert: Unabhängig davon, ob das Prinzip oder die Menschen hier versagten, stehen Polyamorie und Monogamie auf Augenhöhe (eine Bemerkung zum Symmetrie-Prinzip findet sich in unserer  Fibel, dritter Absatz). Schön finde ich Harrisons positive Erinnerungen („Und unser gemeinsamer Haushalt erfreute sich einer Kameradschaft, die ich bis heute nicht wieder empfunden habe ...“) und seine freimütige Traurigkeit:

Manchmal aber, selbst wenn wir alle vier [er, seine Frau, zwei Kinder] gemeinsam zu Hause sind, fühlt unsere Welt sich zu eng an, und ich verstehe, welche Hoffnung meine Eltern dazu bewegte, sich blindlings fallenzulassen in unerforschte Liebe.