schreibstube

Das Poly-Blog von Helly & Jay

[Freitag, 4. Januar 2008]

Neulich in einem  Presseschnipsel sprach ich von einem „freien Informationsfluß über den Flirtpartner gegenüber dem Partner und, fast noch wichtiger, über den Partner gegenüber dem Flirtpartner und zurück“, was wohl für viele ein bißchen kryptisch formuliert war. Aber es ist auch, wie in der Polywelt nicht selten, ein Paradigmenwechsel involviert.

Wir sind darauf gedrillt, nicht über den Partner zu „plaudern“, erst recht nicht gegenüber potentiellen oder aktuellen Flirts. Polyamorie ändert das radikal — besonders dann, wenn der Partner noch unsicher übers Polydasein ist. Eines der größten Ängste des Partners ist es, ausgeschlossen zu werden. Wenn ich einem Flirt in liebevollen Tönen von meinem Partner und der Beziehung erzähle und meinem Partner wiederum von diesen Gesprächen erzähle (und davon wiederum, rekursiv, dem Flirt), hat das nichts mit Tratsch und Plaudern zu tun sondern damit, dem Partner das Gefühl zu geben, immer und zu jeder Zeit eingebunden und liebevoll bedacht zu sein. Diese Strategie hat sich bewährt, und Flirtpartner, auf der anderen Seite der polynomen Gleichung, sind oft sogar konstruktiv geschockt, weil alles so ganz anders sein kann das übliche Ausblenden & Verschweigen, Lügen & Betrügen oder die Aufführung des Klassikers „mein [...] versteht mich nicht!“.